In der bz erschien am 7. Oktober 2019 ein Artikel von Christof Schuerpf rund um die Erhöhung des Rentenalters. Der Journalist bezieht sich auf den Wirtschaftsprüfer Deloitte, welcher im Juni dieses Jahres tausend Menschen im Alter zwischen 50 bis 70 Jahren zu diesem Thema befragte. Die Erhöhung – in welchen Stufen auch immer – ist schlecht angekommen.
Diverse Szenarien stehen im Raum:
- Der Bundesrat möchte das Frauenrentenalter über vier Jahre schrittweise von 64 auf 65 Jahre anheben. Obwohl dieses Vorhaben an der Urne schon zweimal gescheitert ist.
- Im Raum steht die zusätzliche Idee, den Rentenbezug zu flexibilisieren. Konkret könnte man zwischen dem 62. Altersjahr und dem 70. Altersjahr in den Ruhestand übergehen.
- Und dann sind da noch die Juso, welche das Rentenalter auf 66 Jahren erhöhen wollen und anschliessend an die Lebenserwartung koppeln möchten.
Die Präsidentin der Pro Senectute, Alt Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf, erklärte in einem Interview, das heutige System der Altersvorsorge sei bald nicht mehr finanzierbar. Das heisst, dass immer weniger Seniorinnen und Senioren von ihrer Rente leben können. Sie müssen sich Zusatzjobs suchen. Sie ist für eine flexible Handhabung des Rentenalters und betont, dass ein Bauarbeiter wohl nicht gleich lange arbeiten könne, wie ein Anwalt (vgl. bz/2.7.2019).
Alt-Ständerat Philipp Müller wiederum sorgte für Furore, weil er findet, man solle das Rentenalter abschaffen. Er stellte fest, dass Arbeitnehmende über 50 nur sehr schwer vermittelbar sind, wenn sie ihren Job verlieren. Er meint, es hänge mit den hohen Lohnnebenkosten zusammen. Und er führt aus, dass eine Art „Lebensarbeitszeit“ in die Berechnung mit einbezogen werden müsste (vgl. bz / 30.9.2019).
Tja, liebe Leserin, lieber Leser, und wie haben Sie es mit einer Entscheidung? Welche ist die richtige? Das Thema ist komplex und schwierig. Meines Erachtens aber braucht es die Wirtschaft und ein Umdenken. Solange die Betriebe keine Menschen über 50 mehr einstellen, nützt auch ein flexibles und erhöhtes Rentenalter nichts. Oder?
PS: Übrigens: im August 2019 lag die Arbeitslosenquote in der Schweiz bei niedrigen 2,1%. Ebenfalls im August waren schweizweit 7645 Personen mit Alter 60+ arbeitslos gemeldet (Quellen: Bundesamt für Statistik / Lage auf dem Arbeitsmarkt, 9.9.2019).