Methusalix (franz.: Agecanonix) ist der Dorfälteste. Er ist 93 Jahre alt und gehört zum Dorfrat. Sein Alter hält ihn jedoch nicht davon ab, an den im Dorf auf der Tagesordnung stehenden Keilereien teilzunehmen; er reagiert sogar beleidigt, wenn jemand ihn aufgrund seines Alters schonen möchte. Er setzt seinen Gehstock dabei geschickt als Waffe ein, während die dafür fälligen Retourkutschen oft andere Dorfbewohner treffen, weil er als zu alt zum Geschlagen werden angesehen wird.“

Geschätzte Leserin, geschätzter Leser, Asterix und Obelix haben viele von uns durch die Jugend begleitet. Dass sich aber Methusalix in Basel nieder lässt, überrascht und lässt uns schmunzeln. In der Tat gibt es ein Projekt namens www.methusalix.ch. Es handelt sich um ein Wohnprojekt im Lysbüchel. Neugierig geworden klopfte ich bei unserem Nachbarn, Dieter Häner, an. Er ist Initiant dieses Projekts und wird dort auch einziehen. Aber lesen Sie selber:

Lieber Dieter, du bist auf der Homepage von Methusalix genannt. Wie kommt es dazu?

Das Projekt Methusalix geht auf meine Initiative zurück; anfänglich noch unter der biederen Bezeichnung «Wohnen im Alter». Diese Bezeichnung umfasst die Grundidee, doch das Alter sollte mit einem Augenzwinkern angedeutet werden, so kam ich auf Methusalix. Auf der Homepage wird der Vorstand der Wohnbaugenossenschaft methusalix vorgestellt und da erscheine ich als Kassier.

Ihr seid eine Gruppe von Leuten, welche dieses Wohnprojekt planen und durchziehen. Wie seid Ihr dazu gekommen?

Wir sind 9 Parteien mit insgesamt 13 Leuten, die sich im Verlauf des Projektes gefunden haben. In der ersten Phase waren wir eine Kerngruppe von vier Leuten, es stiessen immer wieder interessierte Freunde und Bekannte dazu (und einige verabschiedeten sich wieder), bis zum Schluss die jetzige Bewohnerschaft feststand.

Wie viele Jahre im Voraus plant man ein solches Projekt?

Von verschiedenen Seiten habe ich gehört, dass es schwierig bis unmöglich ist, ein solches Projekt zu planen, ohne ein konkretes Objekt vorzeigen zu können. So war es auch mit methusalix. Meine Vorstellung einer altersgerechten Wohnform bestand schon seit längerer Zeit, aber erst als die Ausschreibung für die Überbauung des Lysbüchelareals veröffentlicht wurde, konnte ernsthaft mit der Planung begonnen werden. Das war in unserem Fall vor etwas mehr als drei Jahren. Ende April 2021 ziehen die ersten Parteien ein.

War es schwierig, ein geeignetes Neubauprojekt zu finden? Oder habt Ihr auch bestehende Altbauten angeschaut?

Wenn ein Wohnprojekt nicht nur alle Vorgaben für altersgerechtes Wohnen erfüllen soll, sondern auch noch den Forderungen nach Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und kostengünstigem Wohnraum gerecht werden soll, ist es nur mit einem Neubau zu erreichen. Einen Altbau so zu renovieren würde den Kostenrahmen bei weitem sprengen. Es ist zu betonen, dass ein Neubau auf Stadtgebiet mit kostengünstigen Mietzinsen nur dann realisiert werden kann, wenn das Bauland im Baurecht abgegeben wird. In Basel ist es die Stiftung Habitat, die in vorbildlicher Weise viele ihrer Grundstücke zur Verfügung stellt.

Als im Frühjahr 2018 die Überbauung «Lysbüchel Süd» ausgeschrieben wurde, haben wir uns mit einem Vorprojekt dafür beworben.

Wie finanziert sich ein solches Projekt?

Um ein solches Projekt finanzieren zu können, muss man genau wissen, welche Möglichkeiten der Wohnbauförderung eingesetzt werden können. Wir hatten das Glück, in unserem Freundeskreis einen Architekten zu finden, der ein ähnliches Wohnprojekt mit seinem Büro bereits fertiggestellt hat. Nach dem Zuschlag der Stiftung Habitat gingen wir daran, eine Wohnbaugenossenschaft zu gründen. Denn nur mit einer geeigneten Organisationsform (es könnte auch ein Verein oder eine Gesellschaft sein) können der Baurechtsvertrag und die Anträge auf günstige Darlehen abgeschlossen resp. eingereicht werden.

Ich nehme an, in der Kerngruppe seid Ihr alle bereits pensioniert. Was für fachspezifische Berufe waren für den Aufbau von Methusalix gefragt?

Nein, es sind noch nicht alle pensioniert. Gefragt sind vor allem Berufe, die mit Bauen und Einrichten zu tun haben, und jemand, der sich ein wenig mit Finanzen auskennt. Aber ein gutes Architekturbüro nimmt einem viele Probleme und Aufgaben ab.

Habt Ihr über Vor- und Nachteile des Zusammenlebens diskutiert?

Die Situation stellt sich folgendermassen dar: wir haben 5 2-Zimmer und 4 3-Zimmerwohnungen, alle mit Küche, Nasszelle und Balkon. Es kann demnach jede Partei für sich leben, ohne sich um die andern zu kümmern. Die Idee ist aber, dass unter den Bewohnerinnen und Bewohnern ein reger Kontakt gepflegt wird. Dazu dient einerseits ein grosszügiges Treppenhaus mit Sitzbank pro Stockwerk und Bepflanzung. Wir möchten die Leute animieren, die Treppe zu nehmen (solange es geht) und unterwegs vielleicht zu einem Schwätzchen einen Halt einzulegen. Andererseits haben wir im Erdgeschoss ein Vereinslokal eingerichtet, das auch von den Bewohnern genutzt werden kann. Vorgesehen sind Filmabende, Konzerte, Lesungen oder Festivitäten. Daraus ergeben sich eigentlich nur Vorteile, Nachteile sind bis jetzt – keine erkennbar.

Kennst du Seniors@Work?

Seniors@Work kenne ich nur von PR-Auftritten in der Öffentlichkeit.

Wenn in Eurer Gruppe ein Teil des Know-hows fehlt: könnte Euch das Wissen der Seniorinnen und Senioren von Seniors@Work dienlich sein?

Was einer ähnlichen Gruppe fehlen könnte, sind buchhalterische Fähigkeiten, Organisationstalente, Leute mit einem Flair für Hauswartung.

Lieber Dieter, ich wünsche Euch ganz herzlich viel Erfolg mit Eurem hochspannenden und innovativen Projekt!

Du hast mir noch den folgenden Tipp gegeben: „In der Originalversion von «Asterix und Obelix» tritt Methusalix als Agecanonix auf. Methusalix (frz. Agecanonix, „kanonisches Alter“, d.h. „uralt“) ist ein Veteran der Schlachten von Gergovia und Alesia und schon lange der Dorfälteste.»

Solltest du der Dorfälteste der Gemeinschaft in Basel werden, hoffe ich doch sehr, dass sich alle respektvoll vor dir verneigen! 😉

Und herzlichen Dank für das Interview.

Beatrice Isler

www.methusalix.ch

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